Dienstag, 24. Dezember 2019

Warum ich jetzt doch RAW und Bildbearbeitung nutze

2010 bis 2017 hatte ich meine erste digitale Spiegelreflexkamera (DSLR), mit der ich eine Menge Spaß hatte. Nach einer kleinen Pause holte ich mir 2019 erneut eine DSLR.


Zu Zeiten meiner ersten DSLR habe ich mich nie besonders für das Thema Fotografie im Detail interessiert. Natürlich kannte ich die Grundlagen (Belichtungszeiten, Blende, ISO) und ich nutzte Spezialtechniken wie die Langzeitbelichtung, aber ich habe nie im RAW-Format fotografiert oder mir Gedanken über Bildkompositionen und Nachbearbeitungen gemacht. 
Ich habe immer nur wild darauf los fotografiert und die Bilder dann so genommen, wie sie waren ("out of the cam"). Das funktionierte damals auch ganz gut, weil diese Fotos immer noch sehr viel besser aussahen, als die sonst üblichen und weit verbreiteten Smartphone- oder Kompaktkamera-Fotos.

In der letzter Zeit hat sich das jedoch stark verändert: Die Smartphonekameras wurden immer besser und vor allem deren Software lässt DSLR-Fotos erst mal alt aussehen!
Der Grund ist, dass Smartphones nicht mehr nur ein einzelnes Foto machen und fertig, sondern bis zu sieben Fotos gleichzeitig machen und all diese Bildinformationen zu einem Einzelbild zusammenrechnen. Darüberhinaus optimiert die künstliche Intelligenz das Foto, was man sonst mit einer Bildbearbeitungssoftware selbst machen müsste - zum Beispiel erkennen einige Smartphones den Mond und stellen diesen dann besonders detailliert dar, oder Gesichter werden weichgezeichnet... es wird viel getrickst!
Kurz: Eine DSLR liefert ein einzelnes, unbearbeitetes Foto, während ein Smartphone ein künstlich optimiertes Bild aus mehreren Einzelfotos errechnet.

Erst bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass die Qualität des Smartphone-Fotos schlechter ist - so genau schaut bei Facebook oder Instagram aber kaum niemand hin...
Noch ein Nachteil beim Smartphone: die automatische Bildbearbeitung kann man in der Regel nicht abschalten (oder nur recht eingeschränkt) und eine manuelle, nachträgliche Bearbeitung ist auch nur begrenzt möglich.

Nachdem ich also festgestellt hatte, dass meine neuen DSLR-Fotos nur selten spannender als Smartphone-Fotos sind, habe ich mich entschlossen etwas zu verändern:
Ich versuche jetzt so viel wie möglich aus der Kamera heraus zu holen, ich lerne immer neue Techniken der Fotografie und außerdem fotografiere ich nun im RAW-Format, um die Fotos nachträglich bearbeiten zu können.

Beispiele:

Als erstes ein Sonnenuntergang - vom Motiv her nichts besonderes, das habe ich einfach als Beispiel aus meinem Wohnzimmerfenster heraus fotografiert. Hier habe ich speziell die Farben angepasst, aber auch die Helligkeit und den Kontrast.

Unbearbeitet.

 Nachbearbeitet.


Als nächstes habe ich ein Beispiel für Schwarzweißfotografie. Wie man sieht, wirkt ein Foto, welchem einfach die Farbe entzogen wird, etwas trostlos. Hier ist eine Nachbearbeitung ziemlich wichtig.

Unbearbeitet.

Einfach in ein s/w Foto umgewandelt.

Nachbearbeitet (Kontrast, Haus heller, Himmel dunkler,...).


Zuletzt ein recht extremes Beispiel der Nachbearbeitung. Ich habe nicht nur die Farbe entzogen, Helligkeit und Kontrast verändert, sondern auch die Regenrinne rechts oben entfernt (wenn auch nicht sonderlich gut, weil erster Versuch) und eine nachträgliche Unschärfe eingebaut, so dass die Räder etwas mehr zur Geltung kommen.

Unbearbeitet.

Nachbearbeitet.

Die Fotos habe ich mit meiner Canon EOS 80D gemacht und wurden auf 35% verkleinert. Meine komplette Kamera-Ausrüstung habe ich HIER aufgelistet.


Ich muß betonen, dass ich erst kurz mit RAW und Nachbearbeitung arbeite und dass die Fotos und Endergebnisse daher (noch) nicht sonderlich professionell sind. Aber es zeigt ganz gut wo die Reise hin geht und was theoretisch alles möglich ist. Übung macht den Meister!

Ich verwende übrigens den "CyberLink PhotoDirector 11 Ultra" für die Bildbearbeitung, weil es im Bundle mit dem "PowerDirector 18 Ultra" ziemlich günstig ist - ich benötige beides, da ich ja auch Filmchen auf YouTube mache.
Ich habe vorher ein paar andere Programme ausprobiert, aber die waren alle nichts für mich und die kostenlosen Alternativen sind aus gutem Grund kostenlos... bis zu einem bestimmten Punkt sind die zwar ausreichend, aber die Grenzen sind ziemlich schnell erreicht. 


Fazit:
Insgesamt bin ich etwas "professioneller" geworden - nicht nur was meine neue Hard- und Software angeht, sondern auch was meine Einstellung zur Fotografie angeht: Ich beschäftige mich viel mehr mit Motiven und Kompositionen, mache keine einfachen Schnappschüsse mehr, arbeite mit Bildbearbeitungsprogrammen und lerne ständig dazu.
Natürlich stehe ich noch am Anfang, aber es wird so ganz langsam... immerhin sehen meine Fotos nicht mehr wie Smartphone-Schnappschüsse aus... hoffe ich zumindest :D
Ich bin nicht traurig über diese Entwicklung! Früher habe ich nachbearbeitete Bilder als "unecht" verteufelt, heute sehe ich das als Werkzeug für die Kreativität. Ein Foto soll schließlich ein Kunstwerk sein und etwas ausdrücken.
Immer besser zu werden und immer schönere und ausdrucksstärkere Bilder machen zu können, genau das macht dieses Hobby aus, woran ich aktuell wieder so viel Spaß habe! 


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