Donnerstag, 16. Mai 2019

Weisheitszahn ziehen lassen - ein Tagebuch

Mein zwei Weisheitszähne... Ich hatte nur unten zwei Stück, oben blieb ich davon zum Glück verschont.
Der erste Weisheitszahn wurde bereits vor rund 20 Jahre gezogen, weil er ansonsten meine ganze, untere Zahnreihe verschoben hätte.
20 Jahre lang dachte ich, dass der zweite Weisheitszahn keine Probleme machen würde... gut, alle paar Monate tat er mal für ein paar Tage weh, das sind Wachtumsschübe, nichts schlimmes! Aber vor wenigen Wochen hatte ich dann doch etwas größere Probleme.
Er schmerzte mehr als sonst und da der Zahn zum größten Teil mit Zahnfleisch bedeckt war, sammelten sich darunter Essenreste, die man kaum noch entfernen konnte - es entzündete sich und verursachte auch Mundgeruch! Also ab zum Zahnarzt...

Der Zahnarzt stellte fest, dass der Weisheitszahn schräg in den Kiefer hinein wuchs und die Zahnfleischtasche stellte auch ein Problem dar. Der Zahn musste also definitiv raus!

Rechts unten sieht man den Weisheitszahn, wie er schräg in den Kiefer wächst und von diesem bereits verdeckt wird. 

Ich machte also einen Termin beim Kieferchirurgen, der sich ein paar Tage später das alles erst mal genauer anschaute. Auch er bestätigte, dass der Zahn auf jeden Fall raus müsste. Um den Zahn entfernen zu können, muß man jedoch einen Teil des Kieferknochens weg fräsen... das hört sich erst mal schlimmer an, als es eigentlich ist.
Der Termin zur Entfernung wurde für den übernächsten Tag festgelegt.

Tag 1 - Die Entfernung des Weisheitszahns:

Ich war weniger angespannt als erwartet, ich konnte die Nacht zuvor sogar gut schlafen.
Angefangen wurde natürlich mit der örtlichen Betäubung. Tut nicht weh, pieckst nur etwas. Allerdings wurde so viel und so großflächig um den Zahn herum eingestochen, dass es irgendwann doch unangenehm wurde. Aber durchaus erträglich!

Als die Betäubung wirkte, wurde als erstes mit einem Skalpell die Zahnfleischtasche entfernt und der Zahn sowie der Kieferknochen freigelegt.Merkt man absolut gar nichts von!

Im nächsten Schritt wurde der Kieferknochen weggefräst, dass der Weisheitszahn frei liegt - das hat auch gar nicht weh getan, war auch nicht so unangenehm, nur etwas laut. Gibt wohl Menschen die mit dem Geräusch nicht so gut klar kommen, ich hatte da kein Problem mit.
Mit dem gleichen Werkzeug wurde noch ein Loch in den Weisheitszahn gebohrt, damit man ihn besser greifen kann.

Dann war der Weisheitszahn dran, was gar nicht so einfach ist... Dieser steckte sehr fest im Kiefer und die Ärztin musste reichlich Gewalt anwenden. Aber bis dahin alles kein Problem!
Schließlich löste sich der Zahn und in dem Moment machte mein Kreislauf schlapp!
Die Ärztin hörte sofort auf, ich legte die Beine hoch und bekam einen feuchten Lappen auf die Stirn. Blutdruck: 80 zu 55!
Mit der ganzen Prozedur hatte ich absolut keinerlei Probleme, aber mein Körper kam wohl irgendwie nicht klar damit... solche Probleme hatte ich auch schon bei meiner Vasektomie und selbst beim Tätowieren (der Schmerz der Stiche war absolut OK, aber der Kreislauf machte es nicht mit).

Nach einigen Minuten ging es mir schon wieder besser und der Zahn konnte endlich heraus geholt werden (war eh schon so gut wie draußen) und die Wunde vernäht werden.

Insgesamt dauerte der Eingriff (inkl. Betäubung abwarten und Pause wegen Kreislauf) etwa 30 bis 35 Minuten.

Das ist der Übeltäter! 
Gut zu sehen ist das gebohrte Loch, um den Zahn besser greifen zu können.

In Begleitung meiner Freundin, die mich seelisch unterstützte, konnte ich direkt wieder nach Hause gehen.

Tag 1 bis 3 - Kühlen und Schonen:

Die erste Stunde nach dem Eingriff musste ich einen Wattebausch auf der Wunde lassen und die lokale Betäubung hielt etwa zwei Stunden an - dann kamen die Schmerzen durch! Aber heftig! Ich nahm sofort eine Ibuprofen 400, die den Schmerz langsam ein wenig minderte. Außerdem musste ich meine Wange permanent kühlen und mich extrem schonen, auch durfte ich keine Feste Nahrung zu mir nehmen. Also 72 Stunden lang sitzen, liegen, kühlen und lauwarme Suppe/Brei essen. Koffein war ebenso tabu.

Dank Ibuprofen waren die Schmerzen zumindest erträglich, am schlimmsten waren sie am ersten Tag. Die Schwellung meiner Wange (Hamsterbacke) hielt sich in Grenzen.

Tag 4 - Es wird immer besser:

Am vierten Tag konnte ich mir endlich die Kühlung ersparen und ich konnte langsam etwas festere Nahrung zu mir nehmen. Das Essen darf aber weiterhin nicht zu heiß sein, nicht ganz so hart, nicht scharf und ich kaute nur auf meiner unversehrten Seite. Ich durfte auch wieder koffeinhaltigen Tee trinken und ich ging wieder arbeiten (weil meine Arbeit körperlich nicht anstrengend ist).

Tag 5 - Kleiner Rückschlag:

Da man Ibuprofen eigentlich nur vier Tage lang nehmen sollte, wollte ich am fünften Tag die Schmerzmittel absetzen... das funktionierte leider nicht! Kaum hörte die letzte Pille auf zu wirken, bekam ich ganz schrecklich Schmerzen! Diese kamen jedoch nicht von der Wunde, sondern vom benachbarten Zahn:


Wie man auf dem Bild oben sieht, ist zwischen den Zahnwurzeln normal etwas Platz - außer beim Weisheitszahn und dem benachbarten Zahn, diese liegen direkt aneinander.
Jetzt wo der Weisheitszahn weg ist, liegt die Wurzel des anderen Zahns frei und das verursacht abartige Schmerzen! Ich nehme also weiterhin drei mal täglich Ibuprofen 400, so ist es erträglich.

Ein anderes Problem macht die Naht: Es ist ein Fremdkörper, den man sehr deutlich spürt. Es tut zwar nicht wirklich weh, aber es ist ein permanentes, unangenehmes Ziehen und Drücken! Außerdem beiße ich ständig auf das Endstück des Fadens und auch mit der Zunge fühle ich permanent diesen Fremdkörper. Es nervt einfach!

Tag 6 - Die Naht treibt mich zum Wahnsinn:

Die Schmerzen hatte ich mit Ibuprofen gut im Griff, aber die Naht trieb mich dafür in den Wahnsinn. Was mich am Vortag bereits genervt hat, ist am sechsten Tag noch schlimmer geworden. Das permanente Ziehen nervte ungemein und außerdem sonderte die Naht nun eine stinkende, übel riechende Flüssigkeit ab. So wie ich das verstanden habe, ist der Faden mit einem Medikament getränkt und wenn dieses die Wirkung nach ein paar Tagen verliert, dann sammeln sich dort Bakterien an, die eben stinken und schlecht schmecken. Nichts schlimmes, völlig normal, aber eben total nervig.

Tag 7 - Naht ziehen lassen:

Endlich war es so weit! Der Termin beim Kieferchirurgen um die Fäden entfernen zu lassen. Die Vorfreude war riesig, weil die Naht echt immer übler nervte!
Das Entfernen dauerte nur Sekunden und tat überhaupt nicht weh (eine Betäubung ist auch nicht notwendig). Beim herausziehen kam einem ein echt übler Gestank entgegen... trotz Zähne putzen! Ist halt so.
Das befreiende Gefühl war einfach fantastisch!

Die Wunde war prima verheilt und es gab keine Auffälligkeiten. Die Schmerzen vom benachbarten Zahn werden wohl noch bis zu zwei Wochen anhalten, so lange musste ich weiterhin drei mal täglich Ibuprofen 400 nehmen.
Sollten die Schmerzen dann nicht weg sein, werde ich um eine Wurzelbehandlung wohl nicht herum kommen.
Daheim habe ich mir noch mal die Zähne geputzt, um den üblen Gestank los zu werden, jedoch mit mäßigen Erfolg. Bis die Wunde komplett zu ist, werde ich noch damit leben müssen - war aber schon deutlich besser als vor dem Ziehen der Fäden!

Tag 8 bis 30 - Schmerzen danach:

Der üble Geschmack und Geruch wurde von Tag zu Tag weniger und am 10. Tag war der Geschmack und Geruch endlich ganz weg und auch die Wunde war oberflächig quasi verheilt.
Nur die Schmerzen von den benachbarten Zähnen waren noch immer schlimm und ich merkte dort kaum eine Besserung. Deswegen nahm ich weiterhin drei mal täglich 400 mg Ibuprofen.
Am 16.Tag fühlte ich mich erstmals relativ schmerzfrei und so reduzierte ich die Ibuprofen von drei Stück täglich auf zwei Stück täglich. Dies hatte zur Folge, dass ich die Schmerzen zwar wieder etwas mehr fühlte, aber immer noch erträglich und endlich mit weniger Medikamenten. Am 23. Tag konnte ich die Schmerztabletten endlich komplett absetzen, die ersten zwei oder drei Zähne neben dem entfernten Weisheitszahn blieben aber extrem schmerzempfindlich, was sehr kalte oder heiße Speisen/Getränke angeht.
Ab dem 30. Tag wurde die Schmerzempfindlichkeit merkbar weniger, so dass ich nach etwa genau einem Monat sagen konnte, dass nun endlich alles wieder in Ordnung ist.

Fazit:

Das Entfernen des Weisheitszahns war jetzt nicht so schlimm, der Schwächeanfall war eher peinlich als schlimm.
Die Schmerzen danach waren doch recht übel und haben länger angehalten als gedacht, besonders die ersten zwei Wochen und erst nach drei Wochen war ich komplett schmerzfrei.
Die benachbarten Zähne sind noch einen Monat danach leicht schmerzempfindlich, aber das dürfte sich nach aktuellen Stand wohl in ein bis zwei Wochen erledigt haben. Zum Glück werde ich wohl keine Wurzelbehandlung benötigen!
Der Kieferknochen wird noch ein paar Monate brauchen, bis er verheilt ist, aber davon spüre ich gar nichts. Da ist jetzt halt eine empfindliche "Sollbruchstelle", ich sollte bis zur kompletten Heilung auf Prügeleien verzichten, weil der Kiefer sonst brechen könnte.
Ich bin froh jetzt alles hinter mir zu haben! 

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