Samstag, 16. Juli 2011

Vasektomie (Sterilisation des Mannes)

Wer kein Kind bekommen möchte, der verhütet mit Kondomen, der "Pille" oder ähnlichem.
Wer ganz sicher nie ein Kind bekommen will, der verhütet per Vasektomie - die wohl einfachste, sicherste und auf Dauer sogar günstigste Methode zu verhüten!


Warum eine Vasektomie?

Die Anti-Baby-Pille für die Frau ist zwar auch sehr sicher, aber es können bei der Anwendung immer wieder Fehler unterlaufen und die Frau ist Ihr Leben lang diesem Medikament ausgesetzt (Langzeitauswirkungen sind immer noch nicht richtig erforscht!). Außerdem hat die Pille viele bekannte Nebenwirkungen und Risiken (ebenso andere Hormonpräparate).
Der Pearl-Index der Pille liegt bei 0,1 bis 0,9 - das heißt, in einem Jahr werden von 1000 Frauen 1 bis 9 Frauen ungewollt schwanger.
Der Pearl-Index des Kondoms liegt zwischen 2 und 12 - das heißt, in einem Jahr werden von 1000 Frauen 20 bis 120 Frauen ungewollt schwanger!
Der Pearl-Index einer Vasektomie liegt bei etwa 0,25 - das heißt einer von 400 Männern bleibt nach der Sterilisation fruchtbar. Dies lässt sich aber nach der Sterilisation testen und wenn man einmal nachweislich unfruchtbar ist, dann bleibt man das auch!
Ein weiter großer Vorteil der Vasektomie ist, daß man sich nie wieder um die Verhütung kümmern muß und so kann man auch nichts vergessen oder falsch machen.


Wie wird eine Vasektomie durchgeführt?

Als erstes muß man ein Vorgespräch mit dem Doktor führen... Ab einem Alter von 25 Jahren (besser 30) und wenn man seine Familienplanung abgeschlossen hat, kann man eine Vasektomie durchführen lassen. Der Doktor fragt also ob man bereits Kinder hat und warum man eine Vasektomie haben möchte. Anschließend wird man noch untersucht (abtasten, Ultraschall).
Der eigentliche Eingriff muß mehrere Tage nach dem Gespräch stattfinden, damit man Zeit hat das ganze nochmal zu überdenken.
Der operative Eingriff findet stationär unter örtlicher Betäubung statt.
Bei der modernen "Non-Skalpell-Vasektomie" wird der Hodensack nicht mehr wie früher aufgeschnitten, sondern nur noch eingestochen - die Wunde heilt so viel schneller und besser. Aus den Samenleitern werden dann Teilstücke entfernt und die Enden versiegelt, daß sie nicht mehr zusammenwachsen können.


Der eigentliche Eingriff dauert dabei in der Regel keine 10 Minuten. Hinzu kommt halt die Vorbereitung (Betäubung, Desinfektion) und das anschließende vernähen und versorgen der Wunden.

Direkt nach der OP ist man noch fruchtbar! Im Samenleiter und in der Samenblase sind noch funktionierende Spermien vorhanden und müssen erst "aufgebraucht" werden - dies kann unter Umständen mehrere Monate dauern! Deswegen muß man nach 4, 8 und 12 Wochen jeweils eine Spermaprobe einreichen, die dann untersucht wird. Sind alle drei Proben ohne Befund, so ist man nachweislich unfruchtbar!

Die "Männlichkeit" wird durch den Eingriff nicht beeinträchtigt! Die Standfestigkeit bleibt wie gewohnt und auch die Menge des Samenergusses bleibt fast gleich: Die lebenden Spermien machen gerade einmal rund 10% des Samenergusses aus.


Was kostet eine Vasektomie?

Seit 2004 wird die Vasektomie nicht mehr von den Krankenkassen bezahlt.
Das komplette Paket mit Voruntersuchung, Eingriff und Nachuntersuchungen kostet 430 Euro plus 70 Euro für die pathologische Untersuchung der entnommenen Samenleiterstücke. Mit Vollnarkose etwa 180 bis 220 Euro mehr.
500 Euro auf einen Schlag sind viel, aber auf lange Zeit gerechnet sieht das anders aus. Rechnen wir zum Beispiel für 35 Jahre:
Ein Hormonimplantat (Stäbchen) würde in dem Zeitraum 3500 Euro kosten, die Anti-Baby-Pille rund 5460 Euro und Kondome (die billigen bei durchschnittlich 3 pro Woche) mindestens 910 Euro.
Will man die Vasektomie rückgängig machen, so muß man mit rund 2000-3000 Euro rechnen (Erfolgschance innerhalb der ersten 10 Jahre: rund 80%).


Meine Erfahrung:

Ich habe eine Vasektomie durchführen lassen, weil ich wirklich keine Kinder haben möchte und die anderen Verhütungsmittel mich voll annerven! Ich bin jetzt 30 Jahre alt und ich wollte noch nie Kinder haben und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß sich das irgendwann noch ändern könnte... Die Behauptung, man könnte sich nur sterilisieren lassen wenn man bereits Kinder hat, ist also völlig falsch!
Ich habe mir schon viele Jahre Gedanken über eine Vasektomie gemacht - es war jetzt also keines Falls eine Idee die mir mal eben so in den Kopf gekommen ist...
Ich habe dann angefangen mich bei Urologen zu Informieren und dann schließlich einen Termin zur Voruntersuchung gemacht.
Was ich bewusst nicht gemacht habe, ist private Erfahrungsberichte oder Horrorgeschichten über Komplikationen zu lesen. Der Gedanke, daß mir da unten herumgeschnipselt wird hat mich schon nervös genug gemacht ^^
Zwischen Vorgespräch und Eingriff lagen bei mir 5 Wochen (so viel ist normal nicht nötig, aber wegen meinen Arbeitszeiten gings nicht anders).

Diesen Dienstag (12.07.2011) war es dann so weit! Um 7:40 Uhr war der Termin, die Nacht zuvor habe ich eher unruhig geschlafen und ich war deswegen an dem Morgen nicht ganz fit.
Und natürlich war ich sehr nervös!
Man ließ mich nicht lange warten... Als erstes bekam ich für alle Fälle so eine Nadel für ne Infusion in die Hand. Normal ja schon ekelig genug, aber zu der Zeit hatte ich ausgerechnet eine Sehnenscheidenentzündung in der Hand, was das ganze nicht unbedingt angenehmer machte oO
Dann musste ich mich auf eine Liege legen und ich bekam vier Betäubungsspritzen: Zwei oberhalb des Gliedes in den Speck und zwei in die Haut des Hodensackes... Ich kenne Betäubungsspritzen! Normal echt nichts schlimmes, aber in den Hodensack ist sowas wirklich extrem unangenehm! Nicht wirklich schmerzhaft, aber eben extrem unangenehm!
Dann bin ich in den OP gegangen und habe mich dort hingelegt. Mein Hoden und alles drumherum wurde desinfiziert - das Zeugs musste erstmal ein paar Minuten einwirken und in der Zeit wurden um mich herum alle möglichen Geräte fertig gemacht. Ich wurde immer nervöser...
Im OP lief Musik, was mich nach wenigen Minuten dann doch sehr beruhigte. Auch der Doktor und Helferinnen haben dafür gesorgt daß ich etwas runter kam...
Ich war recht entspannt und bereit!

Dann ging es los! Den Einstich in den Hodensack merkte ich dank Betäubung ja nicht, aber dann war ich doch sehr geschockt: Erst ein sehr unangenehmes Ziehen (herausholen des Samenleiters) und dann ein Schmerz* (Durchtrennen und Versiegeln der Enden). Mein eh nicht ganz fitter Körper begann langsam zu rebellieren... ich fing an zu zittern und ich spürte daß ich kurz vor der Ohnmacht stand. Ich informierte den Doktor darüber, aber er meinte das wäre normal und viele würden in Ohnmacht fallen, das wäre gar kein Problem.
Das zum Thema, der Eingriff wäre schmerzfrei... Aber OK, hätte ich mich vorher genauer darüber informiert, hätte ich vorher nur noch mehr Angst gehabt.
Der Doktor zeigte mir das erste herausgeschnittene Samenleiterstück und machte sich an den zweiten Samenleiter. Diesmal wusste ich ja was kommt... "leider" bin ich nicht in Ohnmacht gefallen, aber dafür verkrampfte mein ganzer Körper. Der Doktor zeigte mir das zweite herausgeschnittene Samenleiterstück und beendete die Operation.
Der Eingriff dauerte keine 10 Minuten! Geschafft :)
Nach der OP habe ich noch eine ganze Weile gebraucht, bis mein völlig geschwächter Kreislauf wieder voll funktionsfähig war.

* Der Schmerz war kein richtiger Schmerz in dem Sinn... Man spürte ein starkes Ziehen vom Hoden bis in den Bauch und beim Schnitt ein unerklärliches Stechen und ein "konzentriertes" Ziehen.
Ich habe mir ja vorher überlegt das ganze per Vollnarkose machen zu lassen, aber vier Gründe sprachen dann doch dagegen: 1. die rund 200 Euro mehr, 2. dauert der Eingriff keine 10 Minuten, 3. machen die meisten Männer das ohne Vollnarkose und 4. sollte das ja eigentlich schmerzfrei sein. Ich wollte die Vollnarkose eigentlich nur, weil ich Angst hatte das ganze zu sehr mit zu erleben... Wenn ich jetzt nochmal vor der Wahl stehen würde: Ich würde es wieder ohne Vollnarkose machen! Man hat etwas Angst, ist nervös, fühlt sich ausgeliefert und spürt auch einen gewissen Schmerz, aber es ist durchaus ertragbar! Und ja, ich bin doch eher sensibel und empfindlich ^^ Etwas "härtere Männer" dürften das ganze also mit weniger Problemen wegstecken ;)

Den restlichen Tag nach der OP habe ich hauptsächlich liegend mit einem Coolpack zwischen den Beinen verbracht. Schmerzen hatte ich keine, höchstens mal ein Ziehen.

Am zweiten Tag ging es wieder in die Klinik zur Nachkontrolle. Der Doktor hat nur kurz den Hoden abgetastet, keine Schwellungen, keine Blutungen, alles klaro! Den restlichen Tag hab ich ganz normal verbracht, auch wenn ich mich noch etwas geschont habe.

Am dritten Tag durfte ich wieder duschen (baden darf man wieder nach 7 Tagen) und ich bin schon wieder arbeiten gegangen (ist ja nur sitzen und rumlaufen). Ein Ziehen habe ich nur beim hinsetzen oder wieder aufstehen.

Am vierten Tag wars wieder etwas besser - das Ziehen wird immer schwächer und seltener.

Inzwischen ist der fünfte Tag verstrichen und das Ziehen ist wieder etwas schlimmer geworden oO Daran bin ich aber wohl selbst schuld, da ich heute eine eher unvorteilhafte Boxershorts an habe, welche den Sack klemmt und quetscht -.- Das kommt wohl nicht so gut.
Die Wunden an sich sehen gut verheilt aus, nur die Naht zwickt etwas, die Hoden tun etwas weh, wenn man drauf rumdrückt. Diese Schmerzen sollen nach spätestens 14 Tagen komplett weg sein.

Auch wenn ich hier jetzt viel von Schmerzen wärend und nach der OP geschrieben habe... Es ist wirklich erträglich! Jemand anderer hat geschrieben, die Schmerzen danach wären vergleichbar mit nem mittelfest geschossenen Fußball in die Kronjuwelen. Im ersten Moment ruft man noch aus Reflex "Autsch", aber dann lässt der Schmerz schon nach und man hat nur noch einen stumpfen, leichten Schmerz an den man sich gewöhnt.


Fazit: Ich würde es wieder machen lassen und ich kann es anderen nur empfehlen!


Weiterführende Links:

Praxisklinik Urologie Rhein Ruhr (PUR/R Schulstraße 11 in 45468 Mülheim): Dort habe ich meinen Eingriff machen lassen - wirklich sehr zu empfehlen!
Med1-Forum und Imedo-Forum: Infos, Erfahrungen und Diskussionen zum Thema Vasektomie.
Pearl-Index mit Infos und eine grafische Darstellung des Pearl-Indexes (die Zahlen schwanken von Seite zu Seite).


Danksagung:

Erstmal danke an den netten Herrn Doktor Martin Thomas der PUR/R, der wirklich gut und schnell gearbeitet hat und auch ein Dank an die netten Arzthelferinnen, die sich vor, während und nach der OP bestens um mich gekümmert haben!

Und natürlich ein ganz großes Dankeschön an meine Freundin, die mich immer zu den Terminen gefahren hat, mich aufgebaut und mir Mut gemacht hat und besonders nach der OP ganz fürsorglich für mich da war :) Danke Schatzi!
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